Morley Man FX Distortion Boost Testbericht

Es ist einiges passiert, seitdem die Brüder Raymond and Marvin Lubow 1960 in Los Angeles ihr erstes elektromagnetisches Echo Gerät gebaut haben. Die zweite Erfindung, welche letztendlich auch für die Namensgebung der Firma verantwortlich war, war der Rotary Effekt, welcher den begehrten Sound von Leslie Lausprechern in den sechziger Jahren simulierte. Die Brüder leiteten das Wort Less-Lee in More-Lee ab und erschufen mit dem Wortspiel den Firmennamen, welcher über Jahrzehnte für Innovation und Langlebigkeit stehen sollte. Bekannt für die hochwertigen und äußerst flexiblen Wah-Wah Pedale, weitete die Firma Morley ihr Forschungs- und Produktionsfeld allerdings ständig aus und produziert mittlerweile eine Vielzahl an Effektpedalen.

 

 

Der neueste Streich ist der Morley Man FX Distortion Boost, welcher sich in die Riege der klassischen Distortion Pedale einreihen lässt. Das Produkt kommt gut verpackt in einer stabilen Kartonschachtel und ist zusätzlich in eine Plastikhülle gepackt. Die Technik verbirgt sich unter einem Beige lackiertem, kalt gebeiztem Metalgehäuse.
Mit den Abmessungen von 
14.6 cm (L) x 11.4 cm (B) x 6.9 cm (H) ist es für ein Distortion Pedal mit nur 3 Knöpfen recht groß ausgefallen. Das wirkt auf den ersten Blick und in Zeiten von „Nano“ und „Air“ Produkten eher sperrig, soll sich aber vor allem im Live Betrieb als praktisch herausstellen.

Die Klinken Ein/Ausgänge befinden sich auf der Rückseite des Gehäuses, wo ebenfalls der Anschluss für den optional erhältlichen 9 Volt Adapter angebracht wurde. An der Oberseite befinden sich Drive, Tone und Level Regler sowie zwei Druckknöpfe um Distortion und Boost ein bzw. auszuschalten. Zwei Led Lampen, direkt neben den Knöpfen, geben Aufschluss darüber, in welchem Status sich das Gerät augenblicklich befindet. Mittig wurde noch eine Cartoonartige Grafik platziert, welcher den Morley Man in der Gitarristen üblichen Arbeitspose zeigt.

Das Gerät ist selbsterklärend und mit 3 Knöpfen auch wirklich auf Anhieb zu verstehen.
Im standalone Test direkt ins Mischpult gesteckt, eröffnet sich ein angenehmer Oldschool Distortion Sound, welcher noch genügend Dynamik aufweist, um ein angenehmes Spielgefühl zu vermitteln. Vom Verzerrungsgrad geht es aber auch hier schon in Richtung NWOBHM (new wave of british heavy metal). Der Tone Regler greift hier angenehm in die hohen Mitten ein und verleiht dem Sound sowohl mehr Verzerrung als auch Durchsetzungskraft.


Sein volles Können spielt der Morley Man FX Distortion Boost allerdings in Kombination mit einem Verstärker aus. In Kombination mit einem JCM 800 wird der Bodentreter zum richtigen Arbeitstier. Da sich die Grundverzerrung eines alten JCM 800 eher im niedrigen Gainbereich abspielt, aber durch die 100 W Röhrenleistung schon eine schöne Wand aufstellt, tritt der Morley Man in dieser Kombination wahrlich die Türe ein. Der Amp bekommt Flügel und lässt sich durch das härtere Anfahren der Vorstufe in den Highgain bereich verschieben. Hier genügt schon eine Einstellung von 10 auf dem Morley Man und man erhält den richtig ultimativen Rock/Metal Sound, welcher den Grundstein für zahllose Bands gelegt hat. Der Tone Regler wirkt sich auch hier auf die Bissigkeit und Durchsetzungskraft aus, ist aber eher sparsam einzusetzen und wirkt im 10-12 Uhr Bereich perfekt integriert.
Der Level Regler muss optimal auf die Kombination mit dem verwendeten Verstärker abgestimmt werden. Aber auch hier gilt die Regel: Weniger ist mehr. Ein Setting zwischen 10 und 12 hält die Nebengeräusche nieder und lässt dem Amp noch ausreichend Luft, die so reizvolle Klangkombination zwischen Verzerrer und Verstärker auszuspielen.  
An diesem Punkt kommt allerdings noch der oben erwähnte zweite Boost Knopf ins Spiel.
Mit seinen fix vorgegebenen 15 DB, boostet er genau in den Bereich hinein, wo etwaige Gitarrensolis platziert werden sollen. Natürlich kommt durch die Lautstärkenänderung auch noch Gain hinzu. Das muss bei der Abstimmung entsprechend berücksichtigt werden. Der zusätzliche True Tone Buffer sorgt dafür, dass der Morey Man auch bei langen Kabelwegen noch störungsfrei und vor allem ohne Nebengeräusche arbeiten kann.
Das Batteriefach an der Unterseite des Gehäuses ermöglicht ein schnelles und einfaches Stromversorgen auch ganz ohne Netzgerät.

Der Morley Man richtet sich an Puristen, welche sich auf Grundsounds fokussieren, diese aber in der bestmöglichen Qualität.
 Morley hat den Bedarf erkannt und entsprechend umgesetzt.
Mit handgefertigter Verarbeitung, Qualitätsmerkmalen von Boutique Effekten, in einer Preisklasse von knapp über hundert Euro, beweist Morley eindeutig, dass ihr Ruf als innovative Effektschmiede mehr als nur gerechtfertigt ist.